Fortbildung

 

Frühjahrssympsoium des Deutschen Zentrums für orale Implantologie

Implantologie versus Parodontologie

Schnittmenge Laserzahnheilkunde und Implantologie eindrucksvoll dargestellt.

Dr. Georg Bach, Freiburg

Einen reizvolleren Veranstaltungsort als Straßburg hätte sich das Deutsche Zentrum für Orale Implantologie (DZOI) wohl kaum aussuchen können, bot die Europastadt doch neben hervorragender Tagungsinfrastruktur auch das unvergleichliche elsässische Ambiente. So war es kaum verwunderlich, dass über 150 Zahnärztinnen und Zahnärzten, vornehmlich aus dem benachbarten Baden-Württemberg, den "Rhein überschritten".
Anspruchsvoll und polarisierend zugleich das Tagungsthema: "Implantologie versus Parodontologie - Ist das Implantat der bessere Zahn".
Der Präsident des DZOI, Dr. Werner Hotz (Sigmaringen) begrüßte die angereisten Teilehmerinnen und Teilnehmer und verwies mit sichtlicher Befriedigung auf das wissenschaftliche Programm, das im 15. Jahr des Bestehens des DZOI einen besonderen Charakter habe.
Hier hatte sich das DZOI mit dem DZPP (Deutsches Zentrum Postgraduierter Parododontologen) einen kompetenten Partner zur Seite gestellt, umd gemeinsam eine Standortbestimmung für die Praxis geben zu können. Abgerundet und ergänzt wurde das Thema - nun bereits nahezu traditionsgemäss - durch ein Laser Podium, welches von der Sektion Laserzahnmedizin des DZOI bestritten wurde.

Dem früheren DZOI Präsidenten und DZOI-Urgestein, Dr. Volker Black (München-Germering) war es vorbehalten den ersten Beitrag des Podiums Implantologie beizusteuern. In gewohnt souverän-bajuwarischer Manier widmete sich Black einem der anspruchvollsten Themenbereichen moderner Implantologie: "Die Bedeutung der Implantatoberfläche bei geringem Knochenangebot".
Ausgehend von den Branemarkschen Postulaten formulierte Black einen Mindestkontaktanteil zwischen Knochen und Implantat von 50-60%.
Wesentliche Bedeutung für die Gewährleistung einer Osseointegration sieht Black in der Implantatoberfläche; hier gab der Referent einen umfassenden Überblick über die auf dem Markt befindlichen Oberflächendesigns.
Plasmaspritzbeschichtungen und Sandstrahlen erbringen zwar lediglich eine Zunahme von 10% Oberfläche, jedoch eine deutliche Zunahme der Knochenquantität. Hier bestehen- so Black -keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Designs verschiedener Hersteller.
Als Implantat der "2.ten Generation" stellte Black einen stumpfen Kegel mit Titankügelchen beschichtet (ENDOPORE Dental Implants) Als ideale Porengröße definierte Black zwischen 50 und 150ym.
Die Endopore Oberfläche mit Kügelchen ermöglicht die gleichen Oberflächenwerte wie ein doppelt so langes Implantat mit konventioneller Titanoberfläche.
Einen weiteren Vorteil des stupfen Kegels sieht Black auch in der Resistzenz gegen Druck und Zug.

Aus Kanada angereist war der zweite Referent des ersten Veranstaltungstages, Prof. Dr. Douglas Deporter, der über seine Erfahrungen mit dem Endopore Implantatsystem referierte.
Deporter betont zu Beginn seiner Ausführungen, dass die konventionellen Systeme (linearer Knochenkontakt) volle Berechtigung hätten, wenn das Knochenangebot einen angemessene Länge erlaube.
Ist die Knochenhöhe jedoch limitiert, dann gerät ein kurzes konventionelles Implantat - gerade bei extraaxialer Belastung - unter Stress und führt zu einem Misserfolg.
Hier sieht Deporter bei dem Endopore Implantat, auf welches bereits sein Vorgänger eingegangen war, wesentliche Vorteile, er misst dem Endopore Konzept einen 3-d-Kontakt zum Knochen bei.
In seiner Privatpraxis, die Deporter neben seiner universitären Tätigkeit betreibt, setzt Prof. Deporter ausschliesslich 7mm Implantate ein. Beschrieben Fuggazoto und Kollegen die Überlebensrate von 8mm ITI Implantaten mit 94,5%, so konnte Deporter beim gesinterten Endopore Implantat von nahezu 96% Erfolg berichten.
Bemerkenswert sei hier, dass die Implantate mit der größten Länge, die mit den meisten Misserfolgen gewesen seien.
Wertet Deporter seine Statistik ausschliesslich für 5mm Implantate aus, dann kann er sogar von lediglich 2,3% Misserfolg berichten.
Endopore Implantate mit ihrer gesinterten porösen Oberfläche haben ihre Indikation vor allem im gut vaskularisierten Knochen.
Wesentliche Vorteile des Endopore Systems sieht Deporter weiterhin darin, dass Suprakonstruktionen nicht verblockt werden müssen und ein Implantatkronenlängen zu Implantatlängen Verhältnis bis zu 3:1 (!!!) zur Anwendung kommen könne.

Der Fortbildungsreferent des DZOI, Dr. Gerrit Nawrath (Regensburg) sprach anschliessend über "Innovtive Techniken in der modernen Implantologie".
Nawrath teilte seinen Vortrag in drei Teile:
a) BIP Konzept (Better in Practice): Das BIP Konzept setzt auf ein bedingt abnehmbares Brückendesign mit einem keramikverblendeten Galvaono-Tertiärgerüst. Dieses bietet dem Patienten einen "Quasi festsitzenden Komfort) verbunden mit guter Reinigungsmöglichkeit und der weiteren Möglichkeit der Mitverwendung von parodontal geschädigten Zähnen. Weitere Vorteile des BOP sind auch in der risikolosen Erweiterbarkeit und hohen Biokompatibiliät zu suchen.
b) Sofortimplantation-Sofortversorgung: Nawrath stellt eine full-flap Technik zur Schnittführung bei Sofortimplanatationen im ästhetisch relevanten Bereich. Bildung des Lappens (orale bogenförmige Schnittführung und Entfernung des Zahnes erfolgt die möglichst palatinale Bohrung); ggf. folgen augmentative Schritte.
c) Augmentation-Lappendesign: Ein Extensionsflap wurde von Nawrath vorgestellt und erkäutert. Nach Bildung des Extensionslappens und oraler Anlagerung gewinnt man eine feste und belastbares, ästhetisch wichtige Weichteilsituation.

Nach einer kurzen Pause, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums die Gelegenheit nutzten, die unmfangreiche Dentalausstellung zu besuchen, ergriff der DZOI Präsident, Dr. Werner Hotz (Sigmaringen) das Mikrofon. Wen verwunderte es, dass Hotz sich dem Thema: "PRP bei der Sinusbodenelevation" widmete, ist doch dem rührigen DZOI Prsäidenten und Mitentwickler des Thiolox Implantatsystems die erste deutschsprachige Publikation zum Themenbereich Sinuslift zu verdanken.
Auch wenn sich einige der Vorredner bis dato eher gegen den als maximal invasiven Verfahren eingestuften Eingriff aussprachen, wies Hotz dem Sinus Lift weiterhin hohe Wertigkeit zu.
Die vor knapp einem Jahrzehnt vorgestellte PRP habe, so Hotz, dem Verfahren wesentlich aufgewertet.
Der "aktivierte Thrombozyt", wie der Referent das PRP Verfahren launig bezeichnete, sei dazu geeignet Implantatbehandlungen wesentlich zu verkürzen.
Begeisternd hier die klinischen Fallpräsentationen; vor allem die als "push in Verfahren" bezeichnete OP-Technik, bei der die Implantate bei extrem geringer Restknochenhöhe eingeklopft werden, um eine gewisse primärstabile Position zu erreichen, gefiel dem Auditorium außerordentlich.
Anhand eines Falles einer "überaugmentierten Kieferhöhle" mit 18gr (!) Cerasorb und PRP konnte Hotz belegen, dass überschüssiges Cerasorb resorbiert; das Resümee` des Referenten.
Cerasorb und PRP sind als alleinige Verfahren dazu geeignet im Sinus Lift eingesetzt zu werden.

Dr. Ulrich Volz (Konstanz) sprach über seine Erfahrungen mit Zirkonoxid-Implantaten der neuesten Generation. Durch den aus der ganzheitlichen Zahnmedizin stammenden Denkansatz der Vermeidung jedweder Metall im Mund, werden Implantologen vermehrt auf Alternativen zum bewährten Implantatmaterial Titan angesprochen, auf entsprechend großes Interesse stiessen die Ausführungen des Referenten.
Zirkonoxid, welches von Volz als "weisser Stahl" bezeichnet wird, hat nach Ansicht des Referenten enorme Vorteile durch Vermeidung von metallischen Anteilen. Damit sei jedwede Form einer allergologischen Potenz ausgeschlossen. Auch die Weichteilheilung sei deutlich verbessert im Vergleich zu konventionellen Titanimplantaten. Hier wiese Volz auch auf die deutlich verminderte Plaquakkumulation bei Zirkonoxid im Vergleich zu Kompositen und Titan hin.
Ausgehend von Zirkonoxidprodukten in der Humanmedizin (Hüftgelenke..) definierte Volz das neue Implantatmaterial, welches eigentlich ein Zirconiumdioxid, synonym Zirkonia, sei.

Als Sand von den Küsten Sri Lankas, erfolgt nach Pressung eine Pulverisierung und gesintert.
Das so gewonnene Zirkonoxid weist einige sehr interessante Eigenschaften auf, so z.B. den so genannten "air bag Effekt" (Stoppen von Rissen in Form von Verhärten). Um eine optimale Stabilität zu erreichen, werden die Implantate aus "dem Vollen" gefräßt.
Volz stellte ferner ein neues Material vor, das ATZ genannt wird; hier wird dem Zirkonoxid weicheres Aluminiuoxid beigemischt, aufgrund guter Daten sieht der Referent hier ein "Material der Zukunft".


Ebenfalls wie sein Vorredner vom Bodensee kommend steuerte der Konstanzer Kieferchirurg, Dr. Dr. Frank Palm, einen Beitrag über Einsatz, Entwicklung und klinische Testung einer neu entwickelten Betatricalciumphosphatkeramik bei.
Palm stellte die Möglichkeiten und Grenzen in der geführten Knochenregeneration dar.
In wohltuend sachlicher, aber doch sehr eloquenter Weise zeigte der Referent aufwändige kieferchirurgische Fälle aus dem Bereichen Traumatologie und Tumortherapie; vor allem im ersatzschwachen Areal, ist der Knochen Regeneration durchaus Grenzen gesetzt.
Hier setzte der zweite Teil des Referats des Konstanzer MKG-Chirurgen ein, der das KEM Carasorb M, eine Weiterentwicklung des bisherigen Cerasorb Classic, vorstellte.
Große Vorteile dieses Materials sieht Palm in der Vermeidung von mikrovaskulären und damit maximalinvasiven OP-Techniken. Durch die poygynale Porenstruktur wird eine hohe Stabilität erzielt und damit ist dieses Material auch für größere Defektsituationen geeignet.
Carasorb M ermöglicht den Osteoblasten aufgrund seiner Makroproren das Einwachsen und damit den erwünschten osteoinduktiven Effekt.
Bezüglich des Wundheilungsverhaltens weist, so Palm, das Carasorb M deutliche Vorteile gegenüber Cerasorb Classiv auf, auch die Resorptionszeit (hohe Mikroporosität) ist signifikant verkürzt.

Mit Dr. Wolfgang Dinkelacker (Sindelfingen) ergriff ein weiterer Baden-Württemberger das Mikrofon; "ein neues anatomisch optimiertes Implantatsystem zum Erhalt von Hart- und Weichgewebe im atrophierten Kiefer" - dies sein Thema.
Dinkelacker stellte das BPI Implantatsystem vor, welches im vergangenen Jahr erstmals präsentiert wurde. Der Referent entwickelte dieses System aufgrund von Bedürfnissen an ein Implantatdesign, die in seiner 12jährigen implantologischen Tätigkeitsphase entstanden sind, aber durch keines der etablierten Implantatsysteme reflektiert wurden.
In Zusammenarbeit mit der Universität Düsseldorf wurde ein neues Implantatdesign entwickelt, das isch durch eine Giebelkonstruktion in der Aussenform als Rotationsschutz auszeichnet. Durch das durch Winkelvorspannung erreichte Aufspannung des abutments wird eine absolute Dichtigkeit erreicht.
Es werden 3 Typen angeboten:
Die Stufenschraube, die konventionelle Schraube und den klassischen Zylinder.

Eine interessante Fallpräsentation aus der Praxis bereicherte das wissenschaftliche Programm, Dr. Peter Kalitzki referierte über "Hybridversorgungen zur Schienung und Entlastung der anterioren Restbezahnung". Gleich zu Beginn seiner Ausführungen stellte Kalitzki klar, dass er "eine Lanze für eine alte Versorgungsform" brechen wolle.
So präsentierte der Referent auch einige implantatgestützte Versorgungsformen, welche in der Zeit eine Tragedauer von zwei, mitunter drei Jahrzehnten aufweisen und bis dato in Funktion sind.
Ausgehend von eigenem Patientengut präsentierte Kalitzki eine Vielzahl auch mittels Navigationstechnik gelöster Patientenfälle, die allerdings im Gegensatz zum Vortragsthema i.d.R. festsitzend gelöst wurden.
Auch dieser Referent präferierte eindeutig das BPI System und ergänzte die Ausführungen seines Vorredners.

In gewohnt angenehm eloquenter Wiese sprach OÄ Dr. Sennhenn-Kirchner (Universität Göttingen) über die antimikrobielle Wirkung verschiedener Agenzien auf rauen Titanoberflächen.
Sie stellte hierbei klar: Bei der "Periimplantitistherapie ist der Laser die erste Wahl". Verfüge eine Kollegin/ ein Kollege jedoch nicht über die Möglichkeiten der thermischen Dekontamination mittels monochromatischem und kohärenten Laserlicht, so kann sie/ er immer noch auf die mechanischen (Pulverstrahl) und chemischen Verfahren (CHX, Zitronensäure (20-50%) etc.) zurückgreifen.


In einer bemerkenswerten Studie, die sich mit den zur Dekontamination geeigneten Gels und Lösungsmitteln beschäftigte sah die Referentin keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Dekontaminationseffizienz zwischen Phosphor-, Zitronensäure, Octinisept und dem bewährten Chlorhexidinprodukten. Als Empfehlung für die Praxis sprach sich OÄ Sennnhenn-Kirchner jedoch für die Anwendung von Octinisept ode Zitronensäure aus.r


Den letzten Beitrag des wissenschafltichen Progamms am ersten Symposiumstag steuerte Dr. Ulrich Wagner (Ingolstadt) bei, der über Möglichkeiten und Grenzen in der Membrantechnik bei der Augmentation sprach und über seine Erfahrungen mit einer resorbierbaren Membran berichtete.
Er verwies hier stets auf seine Erfahrungen als Praktiker; ausgehend von den Bedürfnissen des Praktikers formulierte Wagner einige Forderungen an ein "ideale Membran".
Im zweiten Teil seines Vortrages gab Wagner einen groben Überblick über die auf dem Markt befindlichen Membransysteme.
Korrespondierend zu seinem eigenen Forderungskatalog fiel die Empfehlung einer Membran denn auch aus Kompromissformel aus: Mit der Cytoplast Resorb (PLG CoPolymer) fand der Referent eine resorbierbare Membran, die sich durch eine mindestens vierwöchige Barrierefunktion auszeichnet, keine immunologische Gefahr bietet und nach spätestens 8 Monaten vollständig aufgelöst ist.

War der gesamte Freitag dem Forum Implantologie gewidmet, so gehörte der Samstagvormittag dem Forum Parodontologie:
Und hier gleich am frühen Samstagmorgen ein highlight des Frühjahrssympsoiums des DZOI:
Mit Prof. Dr. Heinz Renggli (Universität Nijmegen) ergriff einer der Altmeister der Parodontologie. Sein durchaus gewollt provokanter Vortragstitel "Regenerative PA-Therapien. Gehört Emdogain die Zukunft?" vermochte Renglli mit einer Vielzahl von Fallbeispielen und wissenschaftlichen Daten zu hinterleuchten, um letztendlich mosaikartig zu seinem Credo zu kommen:
"Wir kommen von der resektiven Parodontalchirurgie und streben nun die regenerative Paro an!"
Ausgehend von klinischen Fallbeispielen und Erläuterungen aus dem Bereich der resektiven Parodontalchirurgie, setzte Renggli eine erst Forderung auf.
"Im Regelfall ist der geschlossnen Therapie der Vorzug zu geben, nur im Molarenbereich hat die offene (ACCESS) Technik noch ihre Berechtigung".
Um der heutigen Forderung nach Regenation gerecht zu werden, müsse man sich vor allem mit der Histologie beschäftigen, so Renggli. Ausgehend von den Definitionen von Melcher (1969) stellte der Referent fest, dass bei der Regeneration eigentlich "ALLES NEU" entstehen muß, vom Zement, über die Fasern.
Erste positive Erfahrungen wurden diesbezüglich mit der GTR/ GBR Technik gemacht, diese zeigt die Möglichkeit der gelenkten Gewebegeneration auf, allerdings auch deren Limitationen.
Lobend erwähnte der Referent das Peri-System der Fa. Geistlich.
Im zweiten Teil seines Vortrages ging der Referent auf das EMDOGAIN Gel ein; das von porcinen Ameloblasten gewonnene Gel wird nach gründlicher Reinigung der Wurzeloberfläche und Anätzung derselben appliziert. Eine volle Wirkung kann nur dann entfaltet werden, wenn sich keinerlei Blut auf der Wurzeloberfläche befindet.
Die gründlich gereinigte Oberfläche mit den angeschnittenen Zellen bauen aufgrund des Gels ein neues Parodont auf.
War das Emdogain sehr lange auf dem Markt, so ist es doch vergleichsweise lange den universitär geführten Beweis schuldig geblieben, dass eine evidenzbasierte Wirkung festzustellen ist.
Dies, so Renggli, habe sich in den letzten drei Jahren gründlich geändert; wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hat sein Nachfolger als Lehrstuhlinhaber in Nijmegen, Prof. Dr. Anton Sculean.
Sculean und Kollegen wiesen darauf hin, dass Emdogain der GTR Technik ebenbürtig sei und dies bei verminderten Aufwand.
Bezüglich der Komplikationsrate hingegen weist Emdogain signifikante Vorteile auf, Sondiertiefe und attachment bleiben über einen langen Zeitraum stabil.
Diese Aussagen treffen allerdings nur für das offene Verfahren zu, beim geschlossenen Verfahren wird kein positives Ergebnis festgestellt.
Versuche Emdogain mit Bio Oss zu kombinieren ergaben keine signifikanten Vorteile gegenüber den isolierten Verfahren. Nach Jahren der Unsicherheit konnte Renggli nun feststellen: "Ja, wir können Emdogain brauchen, aber nur bei sorgfältigen Vorgehen".

Aus der Schweiz angereist war Prof. Dr. Ulirch Saxer (Zürich), der über "Scaling in Anbetracht der bekannten Transmissions-Problematik" referierte.
Bescheiden stellte Saxer fest, dass er ja nun, als Referent nach Renggli, einen Schritt "rückwärts" gehen müsse.
Ausgehend von den Konsensuskriterien des Paro-Meetings in Ittingen stellte Saxer fest, dass eine "Full-Mouth-Desinfection"dazu geeignet sei, eine Parodontitis zu stoppen. Eine solche Full Mouth Desinfection sei übrigens nur mittels einer elektrischen Schallzahnbürste zu erreichen.
Die Transmission von parodontalpathogenen Keimen von einer Stelle zur anderen ist definitiv möglich, hier sei nach Ansicht des Referenten eine Änderung der Behandlungssystematik erforderlich.
Die entsprechenden Keime sind nicht nur in der Parodontien, sondern auch auf der Zunge und in den Tonsillen zu suchen.
Eine recht harte Linie vertritt Saxer bei der Beurteilung "hoffnungsloser" Zähne; werden diese (z.B. auf absoluten Wunsch des Patienten) belassen, dann sei stets mit einer Reinfektion zu rechnen.
Hohen Stellenwert misst der Referent der Delegierung der Zahnreinigung an die zahnärztlichen Mitarbeiterinnen bei; vor allem die Ultraschalltechnologie sei hier effizient und risikoarm zugleich.
Hier sollten jedoch keine scalerartigen Ansätze, sondern die konventionellen Standartansätze zur Anwendung kommen.
Ein weiterer Teil der Ausführungen des Zürcher Professors betraf die Applikation von Chlorhexidin und deren Wirkung im Rahen einer Full Mouth Desinfection; hier stellte der Referent vor allem die Schwierigkeit einer ausreichend LANGEN Exposition des CHx dar, um eine ausreichende Wirkung auf des Bakterienwachstum zu erreichen.
Klar präferierte Saxer hier die Darreichungsform der Spüllösung, vor allem nach der resektiven Phase.
Zusammenfassend gab Saxer die Full Mouth Desinfection als nach wie vor geeignet an, Mundgesundheit herzustellen und zu erhalten; gleichwohl haben neue Erkenntnisse aus der Humanmedizin und Zahnmedizin dazu geführt, den Ablauf der FMD zu erweitern und zu modifizieren.

Mit seinem Thema: "Implantation oder parodontologische Zahnerhaltung" brachte Prof. Dr. Bernd-Michael Kleber (Berlin) das Hauptanliegen des Symposiums exakt auf den Punkt:
"Was ist nun höher zu bewerten - Implantat oder Zahn?"
Eloquent und unterhaltsam zugleich stellte Kleber an ein und demselben Fall dar, wie sehr sich die Therapieen von endodontologisch, implantologisch, parodontologisch und kieferorthopädisch orientierten Kolleginnen und Kollegen unterscheiden können.
Die vom Vorredner Renggli ausführlich dargestellte und positiv bewertete GTR Technik wird von Kleber durchaus differenziert gesehen.
Die Erfolge, die man sich von der GTR versprochen habe, wurden nicht erzielt, so der Berliner Hochschulprofessor.
Liegen stabile parodontale Verhältnisse nach erfolgreich durchgeführter PAR-Sanierung vor und sind alle hoffnungslosen Zähne extrahiert, so weisen Implantate, welche nach 16 Wochen incorporiert werden, die beste Prognose auf.
Bei schwerer parodontaler Schädigung mit aggressiver Ausprägung weisen hingegen Implantate eine eher mäßige Prognose mit hohem Risiko auf. Wenn überhaupt, dann sollte hier implantatgestützter Einzelzahnersatz gewählt werden. Da es zum Bereich aggressive Parodontitis und Sinus Lift keine einzige Langzeitstudie gebe, sei hier - so Kleber - Vorsicht geboten.
Beim jugendlichen Patienten mit aggressiver Parodontopathie sieht Kleber keinen Handlungsbedarf bezüglich Implantologie; hier habe die Parodontologie sehr gute Erfolge.
Kleber forderte aus diesen Erkenntnissen heraus patientenspezifische Therapievorschläge zu entwickeln, Generalkonzepte gebe es nicht.

Bewußt überspitzt formulierte Prof. Rainer Mengel (Marburg) "Ist die Parodontitis ein Risikofaktor in der Implantologie?":
Forsch und mutig zugleich formulierte Mengel gleich zu Beginn seiner Ausführungen: "Würde sauber parodontologisch gearbeitet, würde die Imlantologie quasi überflüssig".
Vor allem patientenbezogene Faktoren (Stress, Rauchen…) führten zu Wundheilungsstörungen, die im Rahmen einer Parodontopathie auch für Implantate gefährlich werden können.
Jedoch vor allem die schlechte Knochenqualität (Klasse 4) und die Translokation von Keimen parodontal geschädigter Nachbarzähen wurden von Mengel als Hauptursachen für einen Implantatverlust verantwortlich gemacht.
Da die hier entstehenden Knochendefekte im zweidimensionalen Bereich nicht gut darstellbar sind, fordert Mengel bei Patienten mit aggressiver Parodontopathie im Rahmen der präimplantologischen Diagnostik stets eine 3d Röntgenaufnahme.
Zahlreiche klinische Fallbeispiele rundeten die Ausführungen des Referenten ab.

Dr. Pascal Marquardt (Universität Freiburg) referierte über Möglichkeiten und Grenzen von CAD/CAM Technologien in der Implantatprothetik.
Zunächst stellte der Referent verschiedene CAD/ CAM Systeme, die mit Ausnahme des Procera Systems aus Schweden und einem aus der Schweiz, alle anderen aus Deutschland stammen.
Negativ bei heutigen Systemen ist, dass diese "geschlossen" sind, die Schleifkörper und Kamerasyseme sind stets systemspezifisch sind, die Einzelkomponenten können nicht untereinander getauscht werden.
Neben Zirkonoxid können auch Titanwerkstücke bearbeitet werden.
Problematisch ist bei einigen Werkstücken eine Sinterschrumpfung bis 20% zu bewerten. In der Implantologie können mit CAD/CAM Systemen Implantate und -pfosten selbst, aber auch Suprakonstruktionen hergestellt werden.
Als Vorteile von CAD/CAM Systemen gibt Marquardt eine gleich hohe Verarbeitungsqualität und die Möglichkeit der Bearbeitung sehr harter Materialien an.
Im Marginalbereich mit CAD/CAM abutments bestehen zudem ästhetische Vorteile.
Lediglich beim Procera System liegen Langzeitdaten über 5 Jahren vor; diese auch nur bei Prothetik auf natürlichen Zähnen.
Auch das noch nicht genau bekannte Alterungsmuster von Zirkonoxid muss kritisch hinterfragt werden.

DZOI Präsident Werner Hotz nutzte die Zeit vor der Mittagspause um die Neugestaltung des DZOI mit zwei zusätzlichen Dienstleistungs-Gesellschaften (Akademie für Fortbildung und Dental Support GmbH für Einkauf etc.) vorzustellen und den Interessierten und DZOI Mitgliedern den erheblichen Benefit aus dieser Entwicklung darzustellen.

Die zweite Tageshälfte des wissenschaftlichen Programms des Samstags stand unter dem Themenbereich "Laser".
Die Sektion Laserzahnmedizin des DZOI hatte erneut ein attraktives Programm zusammengestellt.
Den Auftakt hierzu lieferte der wissenschaftliche Leiter der Sektion, Dr. Georg Bach (Freiburg), der über ein Kombinationsverfahren zur Therapie der Periimplantitis beisteuerte; in einer Zweijahresstudie wurden knöcherne Läsionen, die im Rahmen profunder Periimplantitiden entstanden waren, durch
Dekontaminiation mit Diodenlaserlicht (810nm) und anschliessender Augmentation mit dem nanokristallinen KEM OSTIM behandelt.
Neben einer signifikanten Reduktion der anaeroben und gramnegativen Problemkeime der Periimplantitis über den gesamten Untersuchungszeitraum berichteten die Freiburger Autorenauch über eine sehr niedrige Rezidivrate (7%) und eine restitio ad integrum bezüglich der knöchernen Parameter in über 2/3 aller Fälle.
Besonders betont wurde die einfache OP-Technik, die leicht zu erlernen ist und so einen Einstieg in die Therapie der Periimplantitis auch für den bis dato noch ungeübten Kollegen darstellt.

Mit Dr. Wienand Olivier (Oberhausen) ergriff einer der versiertesten deutschen Dentallaseranwender und -referenten das Mikrofon.
In seinem Übersichtsreferat "Indikationen und Einsatz verschiedener Wellenlängen in der Implantologie" konnte der Referent alle relevanten Wellenlänge, die in der Zahnheilkunde zum Einsatz kommen, mit derenen Indikatonen ausführlich darstellen und anhand einer Vielzahl von klinischen Fallbeispielen erläutern.
Dr. Ingmar Ingenergeren (Bottrop) ergänzte den den Vortrag seiner Vorredners in idealer Weise; er referierte über den Lasereinsatz in der Implantologie und Chirurgie. Ingenergen legte den Fokus seiner Ausführungen auf die Darstellung der Möglichkeiten des Einsatzes des Er:Cr.YSGG Lasers (Waterlase).
Hier legte der Referent Wert auf die Demonstration auch nicht chirurgischer Anwendungen aus den Bereichen Endontologie, Prothetik und Kons. Auch hier überzeugte eine Vielzahl klinischer Fälle.

Nach zwei mit Informationen prall gefüllten Tagen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DZOI Frühjahrssymposiums zufrieden die Heimreise antreten.
Angenehm und unaufdringlich begleitet von dem Organisationsteam der Oemus Media Ag war erneut für einen reibungslosen Ablauf mit absolutem Focus auf Wissensvermittlung gegeben.
"Solche (ehrlichen) Fälle sieht man eben nur bei dem DZOI" - treffender hätte es ein Teilnehmer des Symposiums nicht formulieren können…..

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HOCH